Wie aus der Tragödie eine Komödie wird

Der zerbrochne Krug ist – schrieb ich das schon? Man kann’s nicht oft genug schreiben – ein durch und durch geniales Stück, und über dem Ärger, den ich über Goethes aufgeblasenes Altherrengeschwätz empfunden habe, möchte ich doch nicht versäumen, zwei, drei Sätze zur genialen Grundkonstruktion zu verlieren, kommt das Stück doch nicht nur ausgesprochen modern daher (in Bezug auf die Figurenkonstellation voller gegenseitigem Misstrauen in einer ausgesprochen unsicheren Welt), sondern auch mindestens genauso klassisch – purster Aristoteles! möchte man ausrufen.  Weiterlesen

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Goethe über Kleist: „Etwas Unschönes in der Natur,
ein Beängstigendes“

Goethes völlig missglückte Uraufführung des Zerbrochnen Krugs ist legendär, die Aufführung fiel beim Premierenpublikum und bei der Presse grandios durch und wurde sofort abgesetzt. Kleist bemühte sich mit der Veröffentlichung einiger Ausschnitte in seiner Zeitschrift Phöbus um Rehabilitation, wirklich erfolgreich wurde Der zerbrochne Krug erst Jahrzehnte später, heute gehört es zu den meistgespielten deutschen Stücken. Goethe hat sich gegenüber dem Theologen und Schriftsteller Johannes Falk ausführlich über Kleist geäußert und dabei, zitiert ihn Falk korrekt, woran man nicht zweifeln möchte, einen unglaublichen Mist erzählt. Weiterlesen

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ein Beängstigendes“

Hartnäckigste Verstopfungen

Kleist schreibt in seinem Brief an seinen Vorgesetzten Karl von Stein zum Altenstein vom 10. Februar 1806: Eine fortwährende Unpäßlichkeit aber in den ersten Monaten, und späterhin eine Störung des natürlichen Geschäfftsganges (…) haben meine Entwickelung zurückgehalten. Und in seinem Brief an denselben Adressaten vom 30. Juni 1806 berichtet er: Ich bin seit mehreren Monden schon mit den hartnäckigsten Verstopfungen geplagt.

Als er den hochzuverehrenden Herrn Geheimer Ober-Finanzrath Hans von Auerswald am 10. Juli 1806 bittet, ihn von seiner Arbeit freizustellen, begründet er diesen Schritt mit folgenden Worten: Ein fortdauernd kränklicher Zustand meines Unterleibes, der mein Gemüth angreift, und mich bei allen Geschäfften, zu denen ich gezogen zu werden, das Glück habe, auf die sonderbarste Art ängstlich macht, macht mich, zu meiner innigsten Betrübniß, unfähig, mich denselben fernerhin zu unterziehen. Der kleine Heinrich kann heute nicht zur Arbeit erscheinen, weil er Bauchweh hat. In dieser Zeit schreibt er Michael Kohlhaas, Der zerbrochne Krug und Amphitryon, mit der Penthesilea beginnt er. Wie geht das zusammen? Weiterlesen

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Ein beunruhigender Einbruch des Irrationalen

Kleists Erzählung Michael Kohlhaas, veröffentlicht 1810, aber vermutlich mindestens in Teilen schon geschrieben in der Königsberger Zeit 1805 / 1806, beunruhigt in mehrfacher Hinsicht. Wir lernen einen zunächst überaus sympathischen Menschen kennen, der, nachdem er skandalös ungerecht behandelt worden ist, aus seinem Rechtsgefühl heraus ganze Städte anzündet – damit wurde die Erzählung zu einem der literarischen Texte zum deutschen Terrorismus schlechthin. Weiterlesen

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