Liebes Mädchen, schreibe mir nicht mehr

Nur wenige Briefe von Wilhelmine von Zenge an Kleist sind überliefert, ausgerechnet einer der mutmaßlich letzten vor der Trennung findet sich in der Münchner Ausgabe. Es ist ein trauriger, etwas hilfloser Brief ohne Punkt und Komma, kurz nach dem Tod ihres Bruders geschrieben, mit dem Kleist ja längere Zeit in einer WG in Berlin zusammen gewohnt hatte. Weiterlesen

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Misstrauen und Suspense

Keine Ahnung, warum Kleist sein Stück Die Familie Ghonorez später in Die Familie Schroffenstein umbenannt hat. Aus heutiger Sicht ist die Entscheidung auf jeden Fall zu begrüßen: Klingt der Titel doch arg nach einer schlimmen Geschlechtskrankheit; und mahnt uns die Geschichte zweier verfeindeter spanischer Familien auf den ersten Blick doch ebenso arg an eine schlimme Spülmittelwerbung voller wildem Paellapfannen­geschrubbe. Ich stecke noch mitten in der Lektüre der Urfassung, also der Geschichte der Familie Ghonorez, und auch wenn ich, allein schon was die Länge des Stückes betrifft (sicher fünf Stunden Spielzeit), bei meinem ersten Urteil Richtung „typisches Frühwerk“ tendiere, so enthält das Werk doch genug Geniales, dass es eine eingehendere Beschäftigung lohnt. Weiterlesen

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Kleist und die Katastrophen

Peter Michalzik hat in der Frankfurter Rundschau vom 14. März 2011 aus aktuellem Anlass auf Kleist als Katastrophenspezialisten hingewiesen. (Nicht nur) „Das Erdbeben in Chili“ postuliere, dass nach Katastrophen wie dem 11. September oder jetzt in Japan keineswegs mit einem Umdenken zu rechnen sei, sondern viel eher mit einer Politik des „Jetzt erst recht“.

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Im Labor

Kleist reist mit seiner Schwester Ulrike nach Paris, und aus den ersten Tagen dort, Sommer 1801, sind Briefe überliefert, die ausnahmsweise nicht nur an Wilhelmine von Zenge, sondern auch an Karoline von Schlieben und Adolphine von Werdeck adressiert sind, Freundinnen aus Dresden bzw. der Heimatstadt Frankfurt. Die langen Texte lesen sich insofern sehr spannend, dass sie einen schönen Einblick geben in Kleists Schreiblabor. Die Verfertigung des Dichters beim Briefeschreiben schreitet kräftig voran. Weiterlesen

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