Die deutsche Kultur hat vielleicht zwei große Menschen hervorgebracht, die ein mehr als schwieriges Verhältnis der Geschlechter erschöpfend thematisiert haben, beide aus altem Adel: Vicco von Bülow und Heinrich von Kleist.
Wir dürfen wahrscheinlich froh sein, dass uns Loriot in seinem Werk Kannibalismus, Vergewaltigung im Schlaf, hündische Ergebenheit bis hin zum Stalkertum sowie das einer hungrigen Bärin zum Fraße Vorwerfen erspart und sich auf die etwas alltäglichere Hölle konzentriert hat: die desaströse Kommunikation mehr oder weniger lang verheirateter Ehepaare rund um das Mantelholen, das Eierkochen und das aufeinander Warten vor dem Weg in die Philharmonie. Letzteres gipfelt in Evelyn Hamanns düster formulierten ehernen Grundsatz, der diesem Text seinen Titel gab und als ein Motto über zahlreichen Werken beider Künstler stehen kann.
Dass auch Loriot das Entsetzliche und Schockierende im Blick hatte, zeigt zum Beispiel sein Film „Pappa anta Portas“, der nicht nur vom Kritiker der Süddeutschen Zeitung bei Erscheinen (im positivsten Sinne) mit einem Horrorfilm verglichen wurde und sich in manchen Szenen deutlich bei der klassischen Bildsprache dieses Genres bedient.
Jetzt sind beide Großmeister tot, aber allein ihre Aussagen zu Männern und Frauen und allem, was diese seltsamen Wesen mit- und gegeneinander so anstellen, sind zeitlos.