Die Ausstellung zum Blog: Freundlicherweise hat die Bonner Bundeskunsthalle gemeinsam mit dem Pariser Musée de l’Armée eine große Ausstellung arrangiert, die erschöpfend Auskunft gibt über den historischen Hintergrund, vor dem sich Kleists Leben vollzog. Ich kann die Ausstellung „Napoleon und Europa – Traum und Trauma“ (noch bis 25. April) nur empfehlen. Am eindrücklichsten gestalten sich die Darstellungen um das Massensterben in den durch Napoleon maßgeblich vorangetriebenen Kriegen. Den schlimmsten, Napoleons Russlandfeldzug und den desaströsen Rückzug aus Russland, hat Kleist schon nicht mehr erlebt.
Die Ausstellung ist sicher hilfreich, um Kleists Blick auf Frankreich ab 1807, der sich vom Patriotismus bis hin zum für uns befremdlichen Chauvinismus und Nationalismus steigerte, besser verstehen können.
Die Macher behaupten von sich, erstmals die positiven wie negativen Auswirkungen der napoleonischen Machtpolitik in ganz Europa zu beleuchten. Tatsächlich entsteht in den thematisch spannend gegliederten Räumen ein differenziertes Bild. Aber im Ganzen überwiegt der erschütternde Eindruck von Napoleon als Kriegstreiber, der über Millionen Leichen ging, um seine Macht zu sichern, und die immer wieder aufblitzenden Parallelen zu den großen Diktatoren des 20. Jahrhunderts sind erschreckend.
Spannend wird es sicher, wenn die Ausstellung 2012 in Paris zu sehen ist – flackert doch in Frankreich der alte Napoleonkult des 19. Jahrhunderts, eher noch als in Deutschland, immer wieder auf. Die Ausstellung, die von deutschen Medien fast einhellig bejubelt wurde und sich eines großen Publikumszustroms erfreut, wird da in ihrer teilweise schonungslosen Darstellung gerade des Leids, das die Kriege über Europa brachten, sicherlich auch Ablehnung erfahren.